Heineken setzt auf grünen Dampf
In einer Branche, die traditionell stark auf fossile Energie für Wärme setzt, markiert Heineken mit einem neuen Projekt in seiner portugiesischen Braustätte in Lissabon einen echten Richtungswechsel. Der zweitgrößte Brauereikonzern der Welt zeigt damit: Auch in der Brauereitechnik ist Innovation möglich.
Gemeinsam mit dem portugiesischen Energiekonzern EDP und dem amerikanischen Wärmespeicher‑Spezialisten RondoEnergy soll eine großmaßstäbliche Wärmespeicheranlage entstehen.
Das Projekt in Kürze
Prozesswärme ist das große, oft unterschätzte Dekarbonisierungs‑Puzzle. Wer Bier braut, braucht Dampf – zuverlässig, bezahlbar, skalierbar. Genau hier setzt das Projekt an: Es liefert grünen Dampf aus erneuerbarem Strom, ohne den Brauprozess neu zu erfinden.
Installiert wird eine 100 MWh‑Wärmespeicheranlage – eine der größten im Getränkesektor weltweit. Die Rondo Heat Battery lädt mithilfe intermittierender erneuerbarer Elektrizität – etwa Solarstrom oder Netzstrom zu Zeiten mit Überschuss – und wandelt sie in Hochtemperatur‑Wärme um. Diese wird in feuerfesten Bricks gespeichert und bei Bedarf als Dampf abgegeben. Möglich sind Drücke von über 100 bar – ganz ohne Verbrennung und ohne direkte CO₂‑Emissionen. Für die Brauerei heißt das: weg vom fossilen Kessel in der Dampftechnik, ohne den Brauprozess selbst wesentlich umzustellen. Ein klarer Vorteil im Produktionsalltag.
Standort und Rahmenbedingungen
Portugal bringt starke Voraussetzungen mit: hoher Solareintrag, stabile politische Zielsetzungen für Erneuerbare Energien und eine wachsende Infrastruktur. Die Industrie kann so zunehmend von günstigem, sauberem Strom profitieren. Vialonga bei Lissabon wird damit zum Testfeld für Wärme, die dann ankommt, wenn sie gebraucht wird – unabhängig von Wolken, Uhrzeit oder Tageslast.
Geschäftsmodell: Heat‑as‑a‑Service
Spannend ist nicht nur die Technik, sondern auch das Vertragsmodell. Heineken bezieht Prozessdampf als Dienstleistung und muss nicht selbst Betreiber der Anlage sein. EDP übernimmt Planung, Bau und Betrieb; RondoEnergy liefert und integriert die Speichertechnik. Das senkt Investitionshürden, verringert Implementierungsrisiken und schafft planbare Energiekosten – in einem Markt, der zuletzt stark schwankte.
Auf den Punkt gebracht
Heineken setzt auf grünen Dampf – nicht als Symbol, sondern als Prozesswärme. Die 100 MWh‑Speicheranlage in Vialonga ist mehr als ein Pilot: Sie ist ein Prüfstein dafür, ob Dekarbonisierung im Kesselraum ankommt.
Wenn das Modell trägt – technisch, wirtschaftlich, organisatorisch – dann wird aus einem Projekt ein Pfad. Für Heineken, für Portugal, für die Branche.
Und am Ende? Bleibt dieselbe Frage wie am Anfang: Woraus soll die Wärme von morgen bestehen – wenn nicht aus erneuerbarem Strom, gespeichert und abrufbar, genau dann, wenn die Würze kochen soll.
Quelle und Foto: Heineken
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