„Brauerei des Jahres“ 2024

Schon die Anfahrt ist ein Traum. Insbesondere, wenn du dich im Sommer annäherst, vor der Ernte; wenn reife Gersten-Ähren sanft im warmen Wind wogen und dahinter der Brau-Bauernhof mit dem markanten Schornstein in deinem Blicken langsam größer wird. In diesem Ambiente würden selbst schwächere Brauwaren schmecken – aber das Landbrauhaus Hofstetten ist ein zur Perfektion hinstrebendes Gesamtkunstwerk, was ausgezeichnete Biergüte einschließt.

Mit dem Titel "Brauerei des Jahres" fügt Hofstetten eben einen weiteren Superlativ in die Sammlung. Von der Ältesten war schon die Rede. Erwähnenswert sind Pionierleistungen, wie etwa beim Kübelbier oder bei ausgefrorenen IPA's, großartig spleenige (und fantastisch schmeckende) Spielereien, wie die in Granittrögen ausgebauten Steinbiere, uvm.

Brillant im Collier österreichischer Brauereien

Die Brauerei ist ein Schmuckstück im Bierviertel (das, unverständlicher Weise offiziell immer noch Mühlviertel heißt). St. Martin im Mühlkreis liegt an einem uralten Handelsweg, der von der Donau bis nach Böhmen führte. Schon im Mittelalter war von Fuhrleute die Rede, die an bierig-gastlicher Statt Rast machten; dort, wo später das Landbrauhaus Hofstetten entstand. Das Bierbrauen gehörte seinerzeit zum Betreiben einer Gaststätte dazu, wie auch das das Brotbacken. Aus 1449 stammt eine Notiz, in der eine Brauerei erwähnt wird, ebenda.

Anno 1847 erwarb die Familie der aktuellen Besitzer, Sabine und Peter Krammer, die Brauerei. Sie haben Hofstetten zu dem gemacht, was es heute ist: Ein Brillant im Collier heimischer Brauereien. Die Familie ist überzeugt: Nur mit herausragender Biergüte und eigenständigen Kreationen kann ein verhältnismäßig „kleiner“ Betrieb am Leben bleiben und bestehen. Ja, gerade Qualität und Kreativität zeichnen Hofstetten aus, neben den überaus sympathischen Menschen, die dort arbeiten.

Erst 2016 wurde eine Brauanlage vom neuesten Stand der Technologie in Hofstetten eingebaut. Trotzdem wurde das alte Sudhaus aus dem Jahr 1929 (Wir freuen uns auf die baldige 100 Jahr-Feier) nicht abgebaut. Denn in Hofstetten werden Biere erzeugt, die nur auf dem alten Geschirr so gelingen, wie sich die Krammers das vorstellen. (In der alten Brauerei gelangt mehr Sauerstoff in die Würze, was „normalerweise“ ein Nachteil bei der Bierherstellung ist und einer der Gründe für die Anschaffung der neuen Anlage war. Es gibt jedoch Bier-Kreationen, die mit diesem höheren Sauerstoffeintrag noch besser gelingen. Also leistet sich das „kleine“ Landbrauhaus halt zwei Sudhäuser. Alleine der „Granitbock“ ist es wert. Wir werden ihn noch besprechen.

Zunächst aber zum Pils.

Beerfreaks schätzen den kantigen Stil, der in diesen Tagen vom Hellbier-Boom wieder einmal (völlig unverständlicher Weise) in den Hintergrund gedrängt wird. Mit seiner Eleganz und seinem Nuancenreichtum (wenn es denn gut eingebraut wurde) gilt Pils für Kenner:innen als „Obersorte“. Und ist ein hervorragender Speisenbegleiter (nicht nur zur Oberstorte). Das wunderbare Pils aus Hofstetten war 2023 Staatsmeister, hat Kontinuität und Titel 2024 mit einem zweiten Platz bestätigt. Krammer hat am Rezept gefeilt, ist mit der Hopfung mutiger geworden.

Insgesamt werden 15 Biersorten (plus minus) gebraut, viele sind fixer Bestandteil des Sortiments, andere saisonal verfügbar. Natürlich gibt es Klassiker, wie österreichisches Märzen, das Bio Kübelbier (ein Zwickel) oder das Granitbier, im Stil eines Wiener Lagers gebraut und ebenfalls prämiert; mit Bronze beim European Beer Star.

Legendärer Hofstettner Granitbock

Der Hofstettner Granitbock ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Und zwar nicht nur nach dem Marketingsprech, sondern in jeder Phase seiner Herstellung. Die Würze wird in alten, rauen (!) Steintrögen offen vergoren und mit glühenden Granitsteinen (sie werden mit der Zange aus dem Feuer geholt und unter lautem Zischen in die Würze gestoßen) karamellisiert. Steinbier, im doppelten Sinne.

Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde in Bauernhöfen Bier in Holzgefäßen hergestellt. Weil diese schwerlich zu befeuern waren, wurden Maische und Würze durch die Zugabe von glühend heißen Steinen erhitzt. Dabei karamellisiert der Malzzucker in der Würze und es entstehen fein-rauchige Aromen.

Die Gärung in Steintrögen wirkt natürlich auf den Charakter des Bieres. Bei der alkoholischen Gärung entsteht, neben Alkohol und Kohlensäure, Wärme, die in modernen Gärgefäßen herunter gekühlt wird. Die dickwandigen und Jahrhunderte alten Steintröge, die Krammer benutzt, können nicht gekühlt werden. Wie in alten Zeiten wird daher dieses untergärige Bier nur im Winter hergestellt. Das führt auch zu einem Jahrgangscharakter dieser Biere. Denn die Witterungsverhältnisse sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Auch – und gerade – im Mühlviertel.

Eisböcke

Peter Krammer liebt Eisböcke, stellt viele unterschiedliche her, experimentiert gerne mit dieser Stilfamilie.

[Zur Erinnerung: Für die Herstellung von Eisböcken wird die Methode der „kalten Destillation“ angewendet. Starkbier wird tiefgefroren. Wasser gefriert, Alkohol und Zucker nicht. Der „Schnee“ wird entfernt, die Flüssigkeit somit reduziert. Das macht das Bier in der Folge deutlich stärker: Eisbock.]

Neben dem Hofstettner Granitbock Eis entstand in Hofstetten unter dem Titel „G’froren’s - Iced IPA“ eine ganze Serie. Nach dem Ausfrieren des IPAs wird der Eisbock noch einmal hopfengestopft. Jedes Mal kommt eine andere Hopfensorte zum Einsatz und verändert damit das Aroma des Iced IPAs noch einmal: Mühlviertler Saphir, Hallertauer Hüll Melon, Ariana, Relax und Mandarina Bavaria, Vic Secret aus Australien, Nelson Sauvin aus Neuseeland oder, diese Version von „G’foren’s“ ist aktuell verfügbar, Cashmere – aus Amerika.

Holzfassgereifte Biere

Holzfassgereifte Biere

Als wäre das alles noch nicht genug, arbeitet Krammer auch mit Holzfässern unterschiedlicher Vorbelegung und Herkunft. Das Iced IPA aus dem Portweinfass hat der Brauerei den Staatsmeistertitel in der Kategorie Holzfassgereifte Biere eingebracht. Aus dem 2. Platz landete der Granitbock aus dem Glenmoray Whiskyfass.

Wir könnten noch stundenlang weitererzählen. Von Bieren aus rekultivierten Getreiden auf eigenen Feldern; von Honigböcken, einmal mit toskanischem Kastanienhonig, ein anderes Mal mit brasilianischem Kaffeeblütenhonig. Oder Lindenblütenhonig. Von Sauerbieren, Collaboration Brews...

Österreichs „Brauerei des Jahres“ ist ein helles Glanzlicht eine der spannendsten Brauereien – der Welt. Gut, dass die familiäre Zukunft gesichert ist: mit Tochter Jana und Sohn Erik. Freuen wir uns weiterhin auf viele herausragende Biere.

Österreichs „Brauerei des Jahres“.

Mit diesem Titel dürfen sich jene Brauereien schmücken, die bei der Austrian Beer Challenge, der österreichischen Staatsmeisterschaft der Brauereien, die meisten Stockerlplätze erreichen konnte. In den letzten drei Jahren war dies die Ottakringer Brauerei, heuer gab sie diesen Ehrentitel an das deutlich kleinere Landbrauhaus Hofstetten ab].

 

Fotos: © Landbrauhaus Hofstetten

Hofstettner - Granit
Spezial 5,50% vol.
3,8
Hofstettner - Kübelbier
Zwickel/Kellerbier 5,30% vol.
3,7
Hofstettner - Granitbock
Dunkler Bock 7,30% vol.
3,7
Hofstettner - Hofstetten Pils
Pils German Style 5,20% vol.
3,7
Hofstettner - G'Froren's - Iced IPA
Iced IPA 10,90% vol.
3,9
Landbrauhaus Hofstetten - Gfrorenes IPA Portwein
IPA 12,10% vol.
3,4

Kommentare

2
_hopfensmoothie_ • 1 monat vor
Gibt es hier auch ein Bier-Paket?
0
0
ta04 • 1 monat vor
Wo bekommt man das zu kaufen?
0
0