Deutsches Gastgewerbe erlebt stärksten Umsatzeinbruch seit 2021

Branche leidet unter hohen Kosten, schwacher Nachfrage und steigenden Insolvenzen

Das deutsche Gastgewerbe hat im Mai den stärksten Umsatzrückgang seit Ende 2021 verzeichnet. Laut dem Statistischen Bundesamt gingen die Erlöse kalender- und saisonbereinigt um 2,2 % im Vergleich zum Vormonat zurück. Inflationsbereinigt betrug das Minus sogar 4,6 % – der höchste Rückgang seit den pandemiebedingten Einbrüchen im Dezember 2021. Auch im Jahresvergleich zum Mai 2024 lag der reale Rückgang mit 4,0 % nur wenig niedriger.

Besonders stark betroffen waren Hotels und andere Beherbergungsbetriebe mit einem realen Umsatzminus von 7,0 %. Restaurants, Kneipen und ähnliche Betriebe verzeichneten einen Rückgang um 3,9 %. Der Rückschlag folgt auf ein kurzes Ostergeschäfts-Hoch und spiegelt eine allgemeine Konsumzurückhaltung wider.

Ein wesentlicher Grund ist der starke Preisanstieg: Die Kosten für Speisen und Getränke in der Gastronomie sind in den letzten fünf Jahren um rund ein Drittel gestiegen – deutlich stärker als die allgemeine Inflation. Immer mehr Menschen gehen seltener essen, bestellen günstigere Gerichte und verzichten auf Extras wie Vorspeisen oder ein zweites Getränk. Guido Zöllick, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA, spricht von wachsender Preissensibilität und spürbarer Konsumzurückhaltung.

Gleichzeitig steigen die Kosten für die Betriebe weiter an. Seit Januar 2024 gilt wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 % auf Speisen. Zudem soll der gesetzliche Mindestlohn ab Januar 2026 von derzeit 12,82 EUR auf 13,90 EUR und ein Jahr später auf 14,60 EUR steigen – ein erheblicher zusätzlicher Kostenfaktor.

Die steigende Zahl von Insolvenzen zeigt die Dramatik der Lage: Laut Creditreform stieg die Zahl der Gastronomiepleiten im vergangenen Jahr um 27 %, bei Caterern und Verpflegungsdiensten sogar um 67 %. DEHOGA-Umfragen belegen, dass 66,1 % der speisengeprägten Betriebe Ertragsrückgänge melden, 63,3 % weniger Gäste verzeichnen und 62,4 % sinkende Umsätze beklagen.

Politische Hoffnung setzt die Branche auf die geplante dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen auf 7 % ab Januar 2026. Ökonomen des ZEW Mannheim kritisieren diesen Schritt jedoch: Der Staat verliere damit bis zu drei Milliarden EUR jährlich, während vor allem Besserverdienende profitierten – denn viele Geringverdiener könnten sich Restaurantbesuche ohnehin nicht leisten.

Angesichts steigender Kosten und sinkender Nachfrage sehen sich viele Gastronomiebetriebe am wirtschaftlichen Limit. Zöllick bringt es auf den Punkt: „Die Belastungsgrenze ist vielerorts erreicht – die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand.“

Kommentare

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C Berg • 5 tage vor
Sorry, wenn ich das hier offtopic reinschreiben, aber ich sehe nicht so recht, wie ich aus der App heraus den Support erreichen kann: Bei mir sind seit einigen Tagen etwa 2400 Bewertungen verschwunden, meine Rankingposition passt jedoch... Kann man da Abhilfe schaffen?
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zackkebron • 3 tage vor
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