Thornbridge und Garrett Oliver setzen Zeichen

Ein Sudkessel, der Geschichte atmet, ein prominenter Braumeister mit Haltung – und ein Bier, das mehr will als nur gut schmecken.

Wiederbelebung einer britischen Ikone

Mitten im englischen Bakewell hat die Thornbridge Brewery ein fast vergessenes Kapitel britischer Braukunst aufgeschlagen: das sogenannte »Burton Union System«, ein komplexes Gärsystem, das einst als Markenzeichen britischer Ales galt. Unterstützt wurde die aufwendige Restaurierung von Garrett Oliver, Gründer der Brooklyn Brewery und eine der international profiliertesten Stimmen für Diversität in der Bierwelt.

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist mehr als nur ein neues Bier. Es ist ein kulturelles Statement – und eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des britischen Mild Ale.

Ein Bier mit Symbolkraft

Erster Sud aus dem wiederbelebten Union-System ist ein »Strong Dark Mild« – eine kraftvolle Interpretation eines oft unterschätzten britischen Bierstils. Neben traditionellen Malzsorten und dunklem Röstmalz kam dabei auch »Fonio« zum Einsatz, ein uraltes westafrikanisches Getreide.

Garrett Oliver bringt sich hier nicht nur als Braumeister ein, sondern auch als Initiator: Mit der von ihm ins Leben gerufenen Initiative »Brewing for Impact« verfolgt er das Ziel, Fonio als nachhaltige Zutat in internationalen Brauereien zu etablieren – und damit neue Märkte für Kleinbäuer:innen in Westafrika zu schaffen. Jedes Bier mit Fonio steht damit auch für landwirtschaftliche Vielfalt, faire Wertschöpfung und kulturelle Anerkennung.

Das Ergebnis: ein cremiges, komplexes Bier mit Fruchtnoten, Karamelltiefe – und »globaler Identität«.

Bier als kulturelle Brücke

Die Kooperation ist kein einmaliges Prestigeprojekt, sondern verfolgt ein klares Ziel: Mit jedem verkauften Glas fließt ein Beitrag an die »Michael James Jackson Foundation« (MJF) – eine von Garrett Oliver gegründete Organisation, die Bildung und Karriereförderung für People of Color in der Brau- und Spirituosenbranche unterstützt.

„Ich bin seit 36 Jahren als Brauer tätig, und dennoch zählt dieses Bier zu den persönlich bedeutendsten, die ich je brauen durfte“, spricht Oliver. „Meine Reise in die Welt des Bieres begann mit britischen Fassbieren im Pub, und es ist ein großes Privileg, dieses wunderbare Gebräu brauen zu dürfen.“

Verbindungen, die Geschichten erzählen

Wenn historische Technik, internationale Zusammenarbeit und gesellschaftliche Verantwortung zusammenkommen, entsteht mehr als ein neues Bier: Es entsteht ein erzählerisches Geflecht aus Herkunft, Haltung und Handwerk.

Ein Beispiel dafür zeigte sich jüngst in Bamberg: Dort brauten Schlenkerla und Browar Pinta gemeinsam ein Grodziskie (Wir haben berichtet). Auch das fränkisch-polnische Projekt ist mehr als ein Collaborationbrew: Es ist eine Verbeugung vor der Vielfalt europäischer Braukunst – und ein Zeichen dafür, was möglich ist, wenn Braustätten Grenzen überschreiten.

Sehr zum Wohle.

 

Fotos: Thornbridge @ Facebook - 01.07.2025

Kommentare

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beerguard • 6 std. vor
Klingt spannend 👍🏻
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